Stange: Schavan und Tesch dürfen Probleme nicht einfach bei den Hochschulen abladen
Zu den hochschulpolitischen Äußerungen des Präsidenten der Kultusministerkonferenz (KMK), Henry Tesch, erklärt die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Bildungspolitik und ehemalige Wissenschaftsministerin von Sachsen, Eva-Maria Stange:
Herr Tesch macht es sich zu einfach, wenn er die Probleme bei der Umsetzung der Studienreform allein auf die Hochschulen abwälzt. Auch er weiß: Die Hochschulen können nicht aus einem politischen Korsett. Auch ein erneuter folgenloser Bildungsgipfel von Frau Schavan wird die Grundprobleme nicht lösen, solange der Bund nicht bereit ist, gemeinsam mit den Ländern eine solide Studienfinanzierung zu organisieren. Frau Schavan sollte sich Gedanken über ein vernünftiges Hochschulrahmengesetz machen, statt erneut auf den Gipfel zu steigen und abzustürzen.
Die Hochschulen sind unterfinanziert und können keine Studienbedingungen schaffen, die für einen Bachelorstudiengang notwendig sind. Das hat der Wissenschaftsrat in seiner jüngsten Empfehlung eindeutig nachgewiesen. Daran ändert auch eine größere Autonomie nichts, denn Hochschulen bleiben überwiegend staatlich finanziert.
Der Verweis auf Studiengebühren, wie sie in CDU regierten Ländern erhoben werden, ist zynisch gegenüber den Studierenden, denn sie müssen das Geld erarbeiten und haben neben dem straffen Studium kaum Zeit dazu. Immer mehr Studierende brechen deshalb ein Studium frühzeitig ab. Ebenso falsch ist der Verweis auf die Einnahmen aus der Exzellenzinitiative. Diese Gelder stehen nur wenigen Universitäten zur Verfügung und sind ausschließlich für die Forschung einzusetzen.
Der Wissenschaftsrat hat vor einem Jahr empfohlen, 25 Prozent mehr Mittel den Hochschulen für die qualitative Verbesserung der Lehre zur Verfügung zu stellen. Davon ist bis heute nichts zu spüren in den Ländern. Dieses Geld können nicht die Hochschulen erwirtschaften, sondern es ist Aufgabe der Landesregierungen und der Bildungs- und Wissenschaftsminister die Hochschulen so auszustatten, dass sie ihre gesellschaftlichen Aufgaben erfüllen können.
Wir brauchen endlich eine ehrliche Kritik der Umsetzung des Bologna-Prozesses in Deutschland. Der jüngste Beschluss der KMK reicht bei weitem nicht aus, da er nur die Oberfläche, nicht aber den Kern der Studienreform berührt. Wem es nur noch darum geht, dass die Studenten schneller auf Schmalspur ausgebildet die Hochschulen verlassen und Deutschland im Bologna-Wettbewerb Sieger wird, der muss sich über die Qualität der Hochschulabsolventen nicht wundern. Die Wirtschaft und die Gesellschaft will keine Schmalspurabsolventen, sondern kreative und kritische Fachleute.
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