(pressebox) Berlin, 13.05.2011 – Der Slogan „Unser Land braucht seine Zeitungen“ zierte am heutigen Freitag den Warnstreik von Redakteuren, Druckern und Verlagsangestellten bei der Ostsee-Zeitung in Rostock. Mit diesem Appell machen DJV und ver.di in Mecklenburg-Vorpommern schon seit längerem auf die Bedeutung der Zeitungen und des Qualitätsjournalismus aufmerksam. Jetzt ist er aktueller denn je, weil die Verleger mit ihren überzogenen Forderungen nach Tarifeinschnitten die Zukunft der Zeitungen aufs Spiel setzen. „Wir streiten für eine gute Zeitung“, sagten denn auch die Streikenden in Rostock.
Warnstreiks in Hamburg und Schleswig-Holstein
Mit gemeinsamen Warnstreiks von Redakteuren und Druckern machten Kolleginnen und Kollegen in Hamburg und Schleswig-Holstein Druck auf die Zeitungsverleger. In Hamburg streikten zunächst am Vormittag die Redakteurinnen und Redakteure der Bergedorfer Zeitung. Am Mittag dann begann der Warnstreik bei der Hamburger Morgenpost.
In Schleswig-Holstein waren die Redaktionsschreibtische in Lübeck und Kiel zeitweise verwaist. Rund 50 Kolleginnen und Kollegen der Lübecker Nachrichten gingen am Vormittag nach draußen, machten ihre Forderungen nach angemessenen Tarifverträgen publik. Damit sind die Tarifauseinandersetzungen mitten in der Verhandlungsdelegation des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger angekommen. Der Geschäftsführer der Lübecker Nachrichten Thomas Ehlers fordert bei Tarifverhandlungen so vehement wie kein anderer Zeitungsverleger Einschnitte in die Tarifverträge. Sein beliebtester Spruch: „Damit unten was rauskommt, muss oben genug reinkommen.“
In der Sache hart, in der Form verbindlich ging es bei den Kieler Nachrichten heute zu. Über 30 Redakteurinnen und Redakteure legten die Arbeit nieder. Geschäftsführer und Chefredakteur Jürgen Heinemann suchte das Gespräch mit seinen Kolleginnen und Kollegen, diskutierte mit ihnen über die Anliegen der Gewerkschaften und die Forderungen der Verleger. Von Repressalien wie gestern in Bremen, wo Bretag-Vorstand Ulrich Hackmack streikende Journalisten vom Firmengelände geworfen hat, war in Kiel nichts zu spüren.
Stuttgart: „Wir lassen uns nicht vorführen“
Über 400 Kolleginnen und Kollegen legten heute in Baden-Württemberg die Arbeit nieder, davon 300 allein im Stuttgarter Raum. Auf einer Kundgebung am Druckzentrum Möhringen warnte die stellvertretende Vorsitzende des DJV Baden-Württemberg Dagmar Lange die Verleger davor, mit ihren Forderungen zu überziehen: „Wir lassen uns nicht vorführen.“ Vom Druckzentrum aus zogen die Streikenden auf den Kleinen Schlossplatz in Stuttgart, um die Bürger über die Tarifsituation bei den Zeitungen zu informieren. Rund 70 Kollegen versammelten sich vor dem Verlagsgebäude des Mannheimer Morgen. Zwei Stunden später zogen sie in einer lautstarken Demonstration zum Streiklokal und kehrten nicht mehr in die Redaktionen beziehungsweise ins Druckhaus zurück. Unter dem Beifall der Versammelten bezeichnete der stellvertretende Landesvorsitzende des DJV Baden-Württemberg Jan Cerny die Forderungen der Arbeitgeber als unanständig. Sie seien dazu angetan, das Bild des verantwortungsvollen Journalismus zu demontieren.
Berlin und Frankfurt Hand in Hand
Die Frankfurter Rundschau und die Frankfurter Neue Presse haben am Vormittag ihren Warnstreik begonnen. Redakteure und Drucker kämpfen gemeinsam gegen Verschlechterungen in den Tarifverträgen. Ver.di und der DJV Hessen haben zu dem Warnstreik aufgerufen. Unterstützung erfahren die Kolleginnen und Kollegen am Main von den Journalisten der Redaktionsgemeinschaft in Berlin, die an einem Solidaritätsstreik teilnahmen. So sollte verhindert werden, dass die Seiten der Frankfurter Rundschau von Berlin aus „gefüllt“ werden. Zu dem Solidaritätsstreik hatten der Journalistenverband Berlin-Brandenburg und der DJV-Landesverband Berlin aufgerufen.