Wilhelm Leuschner-Medaille für Bernhard Vogel und Hans-Jochen Vogel

Wiesbaden (pressrelations) –

Ministerpräsident Koch verleiht höchste Auszeichnung des Landes Hessen

Wilhelm Leuschner-Medaille für Bernhard Vogel und Hans-Jochen Vogel

Der Hessische Ministerpräsident Roland Koch verlieh am heutigen Hessischen Verfassungstag in Wiesbaden im Rahmen eines Festaktes die Wilhelm Leuschner-Medaille an Prof. h.c. Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen a.D. und Dr. Hans-Jochen Vogel, Bundesminister a.D.. Es ist dies die höchste Auszeichnung, die das Land Hessen zu vergeben hat. Sie wird traditionsgemäß am 1. Dezember, dem Hessischen Verfassungstag, vom Ministerpräsidenten verliehen.

„Diese beiden Persönlichkeiten haben sich auch außerhalb ihrer politischen Ämter unermüdlich für die Allgemeinheit eingesetzt“ betonte Ministerpräsident Roland Koch in seiner Laudatio. „Beide haben sich in hervorragender Weise um die demokratische Gesellschaft verdient gemacht“.

Im Jahre 1964 hatte der damalige Hessische Ministerpräsident als Zeichen der Anerkennung hervorragender Verdienste um die demokratische Gesellschaft und ihre Einrichtung im Geiste Wilhelm Leuschners an dessen zwanzigsten Todestages die Wilhelm Leuschner-Medaille gestiftet. Mittlerweile seien Rund 200 Persönlichkeiten mit dieser Auszeichnung geehrt worden, darunter in der Vergangenheit zahlreiche Widerstandskämpfer gegen das Dritte Reich, Holocaust-Überlebende und Zeitzeugen des demokratischen Wiederaufbaus. Solche Zeitzeugen gäbe es inzwischen aber immer weniger, und so wird sie nun auch zur Würdigung des Einsatzes für Freiheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit an Persönlichkeiten, die unseren Staat, unsere Gesellschaft und unsere Kultur in vorbildlicher Weise geprägt haben, verliehen.

Die diesjährigen Preisträger hätten mit ihrem beachtenswerten Engagement in der Politik für die Gemeinschaft außergewöhnliche Leistungen erbracht. Während Bernhard Vogel für die CDU tätig war, engagierte sich Hans-Jochen Vogel bei der SPD. In der langen Zeit ihres politischen Tuns hätten sich die Brüder in verantwortungsvollen Funktionen mit herausragendem Engagement für das Gemeinwohl eingesetzt. So war Bernhard Vogel bis zum heutigen Tag die einzige Persönlichkeit, die in zwei Ländern (Rheinland-Pfalz und Thüringen) Ministerpräsident war. Hans-Jochen Vogel war Oberbürgermeister von München und Regierender Bürgermeister von Berlin sowie Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und Bundesminister der Justiz. Dabei hätten Sie vieles bewirkt. „Bernhard und Hans-Jochen Vogel, denen ich heute die Auszeichnung überreiche, haben sich in den vergangenen Jahrzehnten in herausragender Weise um unsere demokratische Ordnung und um die Bundesrepublik Deutschland verdient gemacht. Beide sind zwar nicht in Hessen geboren, haben aber in unserem Land die prägenden Jahre ihrer Kindheit und Jugend verbracht und sehr erfolgreich am hessischen Schulsystem partizipiert. Sie sind aufrichtig für ihre demokratische Überzeugung eingetreten. Trotz unterschiedlicher Parteizugehörigkeit waren sie im gegenseitigen Respekt in Notsituationen zum gemeinsamen Handeln fähig. Sie haben damit ganz im Geiste Wilhelm Leuschners gewirkt: für Freiheit, Frieden und Demokratie, Gerechtigkeit und Mitmenschlichkeit“, so Ministerpräsident Roland Koch.

Bernhard Vogel wurde am 19. Dezember 1932 in Göttingen geboren. Von 1935 bis 1949 lebte er in Gießen. Nach dem Abitur am Münchener Max-Gymnasium studierte er Politische Wissenschaft, Geschichte, Soziologie und Volkswirtschaft in Heidelberg. 1965 zog er für den rheinland-pfälzischen Wahlkreis Neustadt/Speyer in den Deutschen Bundestag ein. 1967 ernannte ihn der damalige Rheinland-Pfälzische Ministerpräsident Peter Altmeier zum Kultusminister. In Vogels Amtszeit fällt u. a. die Gründung der Universitäten von Trier und Kaiserslautern. 1974 folgte er Helmut Kohl als Landesvorsitzender der CDU und 1976 als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz nach. 1975 wurde er erstmals in den Bundesvorstand der CDU gewählt, dem er bis heute angehört. 1988 verlor er nach innerparteilichen Auseinandersetzungen sein Amt als Parteivorsitzender. Er trat danach, wie zuvor angekündigt, als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz zurück und schied auch aus dem Landtag aus. Anfang 1989 wurde er zum Vorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung gewählt. Nach der friedlichen Revolution 1989 wählte ihn der Thüringer Landtag 1992 zum Ministerpräsidenten des Freistaats Thüringen. Ein Jahr später wurde er Landesvorsitzender der CDU von Thüringen und 1994 Mitglied des Landtages. 2000 legte er das Amt des Parteivorsitzenden nieder und 2003 auch das Amt des Ministerpräsidenten. Heute ist er Ehrenvorsitzender der CDU Thüringen. 1972 wurde er zum Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken gewählt, dem er bis 2007 angehörte. Seit 2001 ist Bernhard Vogel wieder Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Hans-Jochen Vogel wurde am 3. Februar 1926 in Göttingen geboren. Er besuchte die Schule zunächst in seiner Geburtsstadt und ab 1935 das Landgraf-Ludwig-Gymnasium in Gießen. Nach der Rückkehr vom Kriegsdienst und aus der Gefangenschaft nahm er 1945 das Studium der Rechtswissenschaften in Marburg wieder auf. 1950 wurde Vogel Mitglied der SPD. Seine berufliche Tätigkeit begann er 1952 im Bayerischen Staatsministerium der Justiz, er wurde Amtsgerichtsrat in Traunstein und 1955 in die Bayerische Staatskanzlei abgeordnet. 1960 wurde er zum Oberbürgermeister von München gewählt und 1966 bestätigt. 1972 entschied er sich nach ernsthaften innerparteilichen Auseinandersetzungen gegen eine nochmalige Kandidatur. In seiner Amtszeit erhielt München unter anderem den Zuschlag für die Ausrichtung der Olympischen Spiele 1972. 1970 war er in den SPD-Bundesvorstand gewählt worden, dem er 21 Jahre lang angehörte. Willy Brandt berief ihn zum Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Unter Helmut Schmidt war er von 1974 bis 1981 Bundesminister der Justiz. 1981 wählte ihn das Abgeordnetenhaus von Berlin zum Regierenden Bürgermeister. Als Berliner Abgeordneter in den Bundestag zurückgekehrt, wurde er 1983 in der Nachfolge von Herbert Wehner Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion und Kanzlerkandidat seiner Partei bei der Bundestagswahl 1983. 1987 folgte er Willy Brandt als Bundesvorsitzender seiner Partei nach. Vogel ist Mitbegründer und war bis 2000 Vorsitzender des Vereins „Gegen Vergessen ? Für Demokratie“, der sich gegen Antisemitismus und gesellschaftlichen Extremismus wendet.

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